Anfang der 90er Jahre überlegten wir, neben unseren Galloways noch eine zweite extensive Rinderrasse auf unserem Betrieb zu züchten. Wir suchten nach einer Kuh, die weitestgehend ohne Hilfe kalbt, die sehr widerstandsfähig gegen Kälte und Hitze ist, umgänglich ist, mit schwankenden Futterqualitäten zurechtkommt und das alles mit hohen Aufzuchtraten mit guten Zunahmen der Kälber und Langlebigkeit vereint. Die Salers drängten sich also förmlich auf.
Die Erfahrung hatte uns gelehrt, dass man nur mit guten Tieren einen guten Start machen kann. So sind wir mit fachlicher Unterstützung zum Französischen Zentralmassiv aufgebrochen, um bei dortigen Züchtern Tiere zu erwerben. Die französischen Herdbuchrinder bildeten den Ursprung unserer Herde.
Die Salers haben ausgesprochen positive Muttereigenschaften. Dazu gehört, dass sie ihren Nachwuchs sehr gut beschützen. Das ist gut! Nur wenn man versucht, die neugeborenen Kälber zu kennzeichnen (was ja Pflicht ist), nehmen die Mütter das oft sehr übel. Die langen Hörner können ihnen dabei eine gefährliche Waffe sein. Hornlose Rinder verringern im Allgemeinen die Verletzungsgefahr für Mensch und Tier und sie verhalten sich zudem ruhiger in der Herde. Die Kälber zu enthornen, wie das bei anderen Rinderrassen üblich ist, kommt für uns nicht in Frage.
Im Interet las ich von hornlosen Salers in Kanada und Amerika. So hatte ich Konkakt zu dem Kanadischen Zuchtverband aufgenommen. Die Geschäftsführerin war sehr zuvorkommend und vermittelte Züchter, die Sperma von „polled Bulls“ im Angebot hatten. Die Untersuchungen die für die Einfuhr in die EU notwendig sind, sind sehr aufwändig. Für eine so geringe Anzahl an Portionen wäre das für uns zu teuer geworden. Im übrigen haben die Salers dort manchmal recht viel Ähnlichkeit mit der genetisch hornlosen Rasse Angus. Die meisten Salers dort sind auch – im Gegensatz zum Ursprungsland Frankreich – schwarz. Auch ist der Samen der angebotenen hornlosen Bullen meistens von sog. purebred Salers.
Wir suchten also weiter. In einer Zeitschrift lasen wir von einem deutschen Züchter, der einige wenige hornlose Tiere hat. Die Hornlosigkeit geht auf einen Bullen aus Dänemark zurück. Von ihm erstanden wir unseren ersten heterozygot hornlosen Salers-Bullen.
Des weiteren hörten wir von Ansätzen einer Hornloszucht im Vereinigten Königreich. Wir konnten Kontakt zu Züchtern aufbauen. Einer von Ihnen importierte vor ca. 25 Jahren 65 Salers aus Frankreich. Unter ihnen war ein Tier das Wackelhörner (scurs) aufwies.
In behutsam eng gezogen Linien konnte er den Hornlosstatus etablieren.
Mittlerweile sind in dieser Herde mehrere Tiere, wo beide Enterntiere hornlos sind. Von diesem Nachkommen konnten wir einige erwerben und versuchen nun die – zwar schönen, aber durchaus gefährlichen – Hörner zu verdrängen.
Von einem zweiten Züchter erwarben wir zwei heterozygot hornlose Rinder. Die Hornlosigkeit kommt von einem hornlosen Besamungsbullen, ca. vier Generationen zurück. Der Züchter legte Wert darauf, dass dieser Bulle ein „fullblood Salers“ ist. Er kommt in der Zucht auf Hornlosigkeit nur sehr langsam voran, da er immer wieder auf original Französische Zuchtbullen zurückgreift, die ja gehörnt sind. Wir haben von zwei Züchtern Tiere gekauft, um verschiedene Blutlinien kombinieren zu können.
Mittlerweile gibt es auch in Frankreich mehrere Züchter, die auf Hornloszucht setzen. Mit ihnen stehen wir ebenfalls in Kontakt, um Erfahrungen und später auch mal neue Blutlinien auszutauschen. Da die französische Hornlosgenetik auf die gleichen Tiere wie die unsrigen zurückgeht, wird der Austausch aber erst in ein paar Jahren interessant sein.