Die ersten Galloways, zwei hochtragende Kühe und einen jungen Zuchtbullen, kauften wir auf eine Anzeige hin in Deutschland. Die Haltung von Rindviechern war nicht unbekannt, schließlich wurden auf dem elterlichen Betrieb seit Generationen Milchkühe gehalten.
Wirtschaftlich erfolgreiche Tierhaltung lässt sich nur über eine konsequente Zuchtarbeit verwirklichen. Das hatte schon die Haltung der Milchkühe gezeigt. Dazu gehört zunächst die Anschaffung von geeignetem „Zuchtmaterial“, also von Tieren, deren Abstammung dokumentiert und die Zuchteigenschaften und das Exterieur der „Verwandtschaft“ bewertet ist.
Aus diesem Grund trennten wir uns in den folgenden Jahren nach und nach von den ersten Tieren und deren Nachzucht, nachdem wir uns mit den Eigenschaften und spezifischen Gewohnheiten das Galloways vertraut gemacht hatten.
Im Februar 1988 fuhren wir anlässlich einer Eliteauktion und einer Schau nach Castle Douglas in Schottland und erstanden das erste „heifer in calf“, also ein hochtragendes Rind mit original schottischem Pedigree für unseren Betrieb in Ostwestfalen. Am Abend vor der Auktion wurde die traditionelle Herdsman-Party veranstaltet. Bei einem Glas Whisky oder Bier lernten wir einige schottische Züchter kennen, die Hinweise darauf gaben, worauf man bei Erwerb und Zucht von Galloways achten muss. Die Kontakte zu den Züchtern, auf deren Höfen wir später weitere Tiere kauften, bestehen teilweise noch heute.
Bis zum Verbot der Einfuhr lebender Rinder aus dem Vereinigten Königreich im Mai 1989 erwarben wir bei Züchtern in Schottland 10 Kühe und einen Zuchtbullen. Sie bildeten den Ursprung unserer über 60-köpfigen Herde und auch den Ursprung von Herden anderer Züchter.
Wie richtig und wichtig die Entscheidung war, einem Fleischrinder – Herdbuchverband beizutreten und nur mit Tieren zu züchten, deren Herkunft und Abstammung sicher nachvollzogen werden kann, zeigte sich Anfang 1997 in Verbindung mit den Maßnahmen zum Schutz vor BSE.
Wir konnten beweisen, dass alle unsere Importrinder aus BSE-freien Beständen in Schottland stammten. Die Tiere erhielten direkt nach der Geburt von ihren schottischen Besitzern eine unverwechselbare und unverfälschliche Tätowierung ins Ohr. Anhand der schottischen Pedigrees, der Kaufverträge, der amtstierärztlichen Bescheinigungen des Tierarztes an der deutschen Grenze, der Zoll- und Einfuhrpapiere, der Rechnungen des Spediteurs und nicht zuletzt anhand der Besichtigung, Bewertung und Eintragung dieser Tiere durch den Herdbuchverband in Bonn können wir lückenlos jeden Tag im Leben unserer Tiere belegen. Die Importtiere, die sich bis zum Frühjahr 1998 in unserem Besitz befanden, haben ein Alter von über 10 Jahren erreicht. Davon haben sie ca. 8 Jahre auf unseren Weiden im Kreis Höxter verbracht. Wir konnten zunächst die „Tilgung“, also die Tötung und Vernichtung als BSE-Sondermüll stoppen (aufschieben). Am 26. Februar 1998 mussten wir uns dann aber doch schweren Herzens von diesen Tieren trennen. Morgens um 5 Uhr erschien der Kreisveterinär, der seitens des Landwirtschaftsministeriums mit der Tötung beauftragt worden war. Am Abend zuvor hatten wir die Tiere von der Weide in den ihnen bekannten Stall geführt, wo sie durch den Tierarzt zunächst narkotisiert und anschließend eingeschläfert wurden. Er hat das – wenn man das so ausdrücken darf – sehr behutsam gemacht.
Obwohl die Tiere mit Sicherheit nicht wussten, was geschah, so werden wir diesen Morgen wohl nie vergessen.
Die Gehirne dieser neun Importrinder wurden mittels mehrerer Methoden auf krankhafte (spogiforme) Veränderungen untersucht.
Wochen später bekamen wir die schriftliche Bescheinigung, dass alle Tiere gesund waren. Sie sind also, wie so viele andere Tiere – zum Glück – umsonst getötet worden.